Selbsthilfe für Ärzte und Therapeuten
Selbsthilfegruppen ergänzen wirksam die Arbeit von Ärzten und Therapeuten. Da die Kooperationen zwischen Selbsthilfe und Medizinern noch nicht selbstverständlich ist, möchten wir Sie über die Bedeutung von Selbsthilfegruppen zu informieren.
Chronisch Kranke und Behinderte, aber auch Menschen mit psychosozialen Problemen profitieren von Selbsthilfe, denn sie stärkt die Resilienz und leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung und Problembewältigung. Die Selbsthilfe gewinnt immer mehr an Bedeutung. In den letzten Jahrzehnten ist sie zu einer vierten Säule des deutschen Gesundheitswesens geworden. Selbsthilfegruppen sind eine wertvolle Ergänzung zu ärztlicher und psychotherapeutischer Behandlung und anderen professionellen Angeboten im Gesundheitswesen. In der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 23, heißt es, dass das Verständnis und der Beistand durch andere Betroffene, das Gefühl nicht allein zu sein und sich über die individuellen Probleme mit anderen austauschen zu können, wertvolle Ressourcen für die Gesunderhaltung und Problembewältigung darstellen, die finanziell nicht messbar sind.
Selbsthilfegruppen sind füreinander da. Mitglieder unterstützen sich zum Beispiel bei der ambulanten Versorgung, erproben eine gesunde Lebensweise durch Ernährungs- und Verhaltensvorschläge. Sie organisieren Veranstaltungen zum Krankheitsbild mit Fachreferenten/innen und erstellen Informationsmaterial.
Welchen Nutzen können Sie als Arzt oder Therapeut haben?
- Selbsthilfegruppen können therapeutische Arbeit sinnvoll ergänzen.
- Patienten, die an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen, können mit ihrer Krankheit oft sehr viel besser umgehen.
- Selbsthilfegruppenmitglieder sind therapeutisch motivierter.
In den oftmals knapp bemessenen Sprechstunden haben haben viele Ärzte zu wenig Zeit, ihre Patienten psychosozial zu beraten und begleiten. Sie können sich also entlasten, wenn Sie Ihre Patienten an eine Selbsthilfegruppe weiter empfehlen. Dort haben sie die Möglichkeit, ausführlich über ihre Erkrankung und alle persönlichen Begleitumstände zu sprechen. Das Gespräch mit Betroffenen schafft wiederum Vertrauen, zeigt eine höhere Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit bei diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen und stellt eine gute Basis für die weitere ärztliche Behandlung dar.
Durch Gruppenbesuche können Ärzte mehrere Patienten mit derselben Erkrankung kennen lernen und ihre „erlernte Kompetenz“ um die „Erfahrungskompetenz“ der Betroffenen ergänzen. Ärzte können von Selbsthilfegruppen profitieren, da diese den Bekanntheitsgrad der Praxis erhöhen und zu einem positiven Bild in der Öffentlichkeit beitragen können.
Wie könnte eine Zusammenarbeit aussehen?
Selbsthilfekontaktstellen verstehen sich als Kooperationspartner für Ärzte, Kliniken und soziale und gesundheitliche Einrichtungen. Sie arbeiten themen-, bereichs- und indikationsübergreifend auf regionaler Ebene und unterstützen Neugründungen und die Entwicklung von bestehenden Selbsthilfegruppen im Sozialen und Gesundheitsbereich. Selbsthilfekontaktstellen beraten Betroffene und interessierte Bürger, sie stellen Kontakte zu den für ihr Anliegen entsprechenden Gruppen oder anderen Stellen her.
Sie unterstützen Gruppenneugründungen und beraten bestehende Gruppen, stellen Räume und Materialien zur Verfügung, helfen bei der Öffentlichkeitsarbeit, Planung und Durchführung von Veranstaltungen und Fortbildungsangeboten. Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Gremien und Fachstellen wie Kliniken und Arztpraxen ist ein wichtiger Bestandteil der Aufgaben von Selbsthilfekontaktstellen. Gerne stellen wir ihnen zielgerichtetes Informationsmaterial zur Verfügung, begleiten Veranstaltungen und referieren zu selbsthilferelevanten Themen.